Meerschweinchen sind Angsthasen: 6 Anzeichen für Furcht [02|23]
Verhalten, Fluchttier, Furcht, Rückzugsmöglichkeit, Stress - Update [03|02|23]
- Meerschweinchen sind Fluchttiere
- Sie sind von Natur aus ängstlich
- Sie brauchen ein sicheres Umfeld mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten
- Meerschweinchen sind keine Kuscheltiere
- Sie fürchten sich, wenn sie den Kontakt mit dem Boden verlieren
- Petdoctors MehrWissen: [Das Meerschweinchen ABC] [Wie Meerschweinchen zegen, dass sie Schmerzen haben] [30 häufigsten Krankheiten von Meerschweinchen]
Das Zusammenleben mit den Meerschweinchen sollte so gestaltet werden, dass sie nicht zu oft die Flucht ergreifen müssen. Und wenn, müssen sie im Gehege ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten finden.
1. Wie sich Angst bei Meerschweinchen zeigt:
Ob ein Meerschweinchen Angst hat, erkennt man
- besonders deutlich an seinen Augen. Sie sind kugelrund und starr aufgerissen.
- Darüber hinaus legt ein ängstliches Meerschweinchen sein Fell ganz dicht an, sofern das aufgrund seiner Fellstruktur möglich ist.
- Hebt man ein Meerschweinchen, das sich fürchtet, hoch, wird es häufig die Krallen einsetzen, was man besonders bei den spitzen Krallen von Jungtieren deutlich merkt.
- Manche Tiere lassen auch ein leichtes Vibrieren am ganzen Körper spüren.
- Typische Lautäußerungen bei Angst sind ein Gurren, das tief aus dem Meerschweinchenkörper kommt,
- und lautes Angst-Quietschen.
2. Wie ein verängstigtes Meerschweinchen reagiert:
Meerschweinchen reagieren in bedrohlichen Situationen meistens mit Flucht oder erstarrtem Sitzenbleiben. Ängstliche Meerschweinchen kuscheln sich auch häufig aneinander oder verstecken sich hintereinander. Besonders wenn die Tiere am Arm gehalten werden, wird die Starre leider häufig mit Entspannung verwechselt.
Besteht die Möglichkeit zur Flucht, wird das Meerschweinchen versuchen, in den nächsten sicheren Unterschlupf zu laufen. Dabei können verängstigte Tiere enorme Geschwindigkeiten entwickeln, die man ihnen mit ihren kurzen Beinchen gar nicht zutrauen würde. Es kann bei einer „kopflosen“ Flucht auch dazu kommen, dass die Tiere mit voller Wucht gegen ein Hindernis laufen, was Verletzungen zur Folge haben kann.
3. Zur Haltung von ängstlichen Tieren:
Das erste Gebot bei der Haltung ist das Vermitteln eines Gefühls der Sicherheit. Das bezieht sich sowohl
- auf die Gehegegestaltung mit ausreichenden Rückzugsmöglichkeiten als auch
- auf die Bedingungen rund um das Gehege.
- Hektik und Aufregung verschlimmern die Situation für ängstliche Tiere beträchtlich,
- eine zu isolierte Haltung ist aber auch kontraproduktiv.
- Routine im Alltag gibt besonders sehr verschreckten Tieren ein Gefühl der Sicherheit und der Kontrolle.
- Aus diesem Grund ist auch von häufigen Umgestaltungen des Geheges abzusehen, weil die beabsichtigte Abwechslung unter Umständen als Bedrohung angesehen wird.
- Ein wichtiger Faktor bei der Haltung von Meerschweinchen sind Artgenossen. In einer größeren, harmonischen Gruppe fühlen sich Meerschweinchen meistens sicherer als in kleineren Gruppen.
- Angst kann sich aber von einem Artgenossen auf den anderen „übertragen“ und so auf die ganze Gruppe übergreifen.
4. Vertrauen aufbauen:
Beim Zusammenleben mit ängstlichen Tieren ist eine solide Vertrauensbeziehung zum Halter wichtig. Vertrauen zum Menschen ist nicht automatisch vorhanden, sondern muss sich erst langsam entwickeln. Füttern aus der Hand ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit, die Vertrauensbeziehung aufzubauen und zu stärken.
Man darf dabei aber nicht vergessen, dass bei starkem Stress keine Futteraufnahme möglich ist. Ein Meerschweinchen, das sich fürchtet, lässt sich daher nicht zum Fressen zwingen und es kann auch vorkommen, dass sich ein Tier im Gehege gar nicht zum Futter traut, wenn es sich bedroht fühlt.
Der Halter muss daher immer ein Auge darauf haben, dass wirklich alle Gruppenmitglieder die Möglichkeit haben, zu fressen. Das kann bedeuten, dass man dem besonders verschreckten Tier seine Portion direkt zu seinem Unterschlupf legen muss.
Auch Berührungen sind für Meerschweinchen nicht von vornherein angenehm, sondern müssen erst als ungefährlich erlernt werden. Die Berührung mit der Außenseite der Fingerwird dabei oft besser toleriert als die Berührung mit der Handfläche.
Hält man Meerschweinchen als Heimtiere, muss man lernen, mit ihrer Ängstlichkeit zu leben. Durch viele positive Erfahrungen werden aber die meisten Meerschweinchen zu unkomplizierten und unternehmungslustigen Zeitgenossen – vorausgesetzt man begegnet ihnen mit Ruhe, Ausgeglichenheit und viel Geduld!
Zur Autorin Dr. Marion Reich
Dr. Reich ist Initiatorin der Seite meerschweinchenberatung.at. Diese Plattform hat zum Ziel, Informationen zu Meerschweinchen, ihrer Haltung, ihrem Verhalten, Aspekte der Zucht und des Einsatzes von Meerschweinchen in tiergestützter Pädagogik und Therapie und anderen Themen rund ums Meerschweinchen zur Verfügung zu stellen.
Mehr zur richtigen Haltung von Meerschweinchen finden Sie hier
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