Vom Glück im Pech
Pecher Robert Rendl ist der letzte seiner Zunft
Robert Rendl betreibt das uralte Handwerk der Pecherei im niederösterreichischen Piestingtal. Er stellt aus dem Baumharz der Schwarzföhre hochwirksame Heilmittel her: Haut- und Lippenbalsam, Seife, Aromaharze, Badeöle und für die Haustiere ist auch etwas dabei.
Pechsalben werden seit Jahrtausenden medizinisch eingesetzt. Die Harze wirken antibakteriell und fördern bei Erkrankungen der Atemwege die Auflösung von Schleim. Harzsalbe reinigt Wunden und wirkt lindernd bei Gelenksbeschwerden. Räuchern mit Kiefernharz reinigt die Luft und entspannt die Muskulatur der Bronchien.
In früheren Zeiten von großer Bedeutung ist die Pecherei mit der Entwicklung von industriellen Kunstharzen fast in Vergessenheit geraten. Seit 2001wurde die Pecherei von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe Österreichs unter besonderen Schutz gestellt.
Robert Rendl ist der letzte hauptberufliche Pecher in Österreich. Er hat sein Glück im Pech erst spät gefunden. Viel Geld, tolle Position, schönes Auto: irgendwann war alles zu viel. Burn out. Robert suchte den Wald als Rückzugsort, lernte die Pecherei kennen, stellte erste Produkte her und als er nach einem Tag auf einem Bauernmarkt ausverkauft war stand sein Entschluss fest. Robert machte die Pecherei zu seinem Brotberuf. Er hat die Entscheidung nie bereut.
In seinem Net-Shop und auf vielen regionalen Veranstaltungen vertreibt Robert Rendl seine Produkte mit großem Erfolg. 100 Prozent Natur, 100 Prozent biologisch und 100 Prozent Handarbeit. Das ist sein Credo bei der Herstellung von Pechsalbe, Hautbalsam, Aromaharzen und Badeölen.
Robert Rendls Haut- und Lippenbalsame aus Schwarzföhrenharz sind gut gegen spröde und rissige Haut, seine handgerührte Pechseife wohlriechend und frei von Palmöl. Das Vital-Raumparfum bringt mit Latschen- und Wacholderaromen ein Stück Wald ins Wohnzimmer.
Gilt für den Menschen. Gilt auch für Tiere. Rissige Pfoten wegen Streusalz im Winter und heißer Asphaltbeläge im Sommer: Robert`s Tierbalsam hilft da genau so wie gegen Liegeschwielen. Pechseife ist ein Hausmittel gegen Parasiten und chronische Hautentzündungen und Räucherharz ist gut gegen Katzenschnupfen.
Wie Robert zur Pecherei kam, den Shop und Veranstaltungen wie Pecherei-Kurse für Kinder finden Sie hier.
Webshop: www.pecherei-rendl.at
Wissenswertes zu den Baumharzen
Unter Naturharz versteht man die Absonderung flüssiger, zäher Stoffe von Tieren oder Pflanzen. Tierische Produzenten sind vor allem Lackläuse. Bei den Pflanzen wird Harz hauptsächlich von Bäumen ausgeschieden. Abhängig von ihrem Ursprung unterscheidet man fossile Harze (Bernstein), halbfossile Harze (die Bäume kommen teilweise noch in geringen Beständen vor), rezente Harze (werden von heute noch lebenden Bäumen ausgeschieden).
Die sekundären Stoffwechselprodukte der Bäume werden über Harzkanäle an die Oberfläche geführt. Das physiologische Harz setzt sich in Tropfenform auf der Rinde des Baumes ab. Bei Verletzungen wird von dem Baum eine größere Menge an Harz (pathologisches Harz) erzeugt, das für den Verschluss der Wunde benötigt wird.
Für die Gewinnung von Harz werden vor allem Nadelbäume verwendet, da Laubbäume ein nur wenig klebendes und riechendes Gummiharz absondern.
Baumharze bestehen vor allem aus Harzsäuren (Carbonsäuren) und aromatischen Verbindungen (ätherische Öle und andere flüchtige Verbindungen). Gelangt das Harz an die Oberfläche des Baumes, finden verschiedene chemische Reaktionen statt, die zu einer Erstarrung der Harztropfen führen.
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