Nicht hätte, könnte, wäre. Sondern ist.

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Von vergifteten Assistentinnen und schwangeren Rüden


Dr. Eva Christina Grafl-Tendl 

 

Scheiß Wurstbrot. Eine Woche Krankenstand. Meine Assistentin. Lebensmittelvergiftung. Das bedeutet, ich steh heute allein mit einer Studentin in der Ordination. Na und? Kein Problem für die emanzipierte Tierärztin. Eine simple Operation. Locker auch alleine zu schaffen. Die Laufkundschaft? Alles easy-cheesy.
 
Während ich fröhlich vor mich hinschnippsel rauscht jemand in die Ordination. Ich höre die Studentin nur verschreckt „Aber nein, das geht nicht“ piepsen, dann steht eine Dame inklusive freundlich wedelndem Hund vor mir im OP.
 
„Ich sehe keinen anderen Patienten, also wäre ich jetzt dran. Ihr Vorzimmermädchen hätte höflicher reagieren müssen. Ich bin zahlende Kundin, also könnten sie mir jetzt gefälligst helfen!“ Ich verfluche meine Assistentin, die so blöd war, sich mit einem Wurstbrot zu vergiften und die Studentin, die zu feig ist, Patienten und deren Besitzer für zehn kurze Minuten ins Wartezimmer zu setzen.
 
„Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn ich meinen narkotisierten Patienten noch zunähen könnte. Sie sehen, ich hätte da noch was zu tun.“ „Hätte, könnte, wäre“ schnauzt die zahlende Hundebesitzerin beleidigt „und was wäre mit meinem Hund? Er hätte es verdient, wenn jemand hier wäre, der ihn untersuchen könnte!“
 
Ok. Gewonnen. „Wie könnte ich Ihnen denn helfen?“ „Mein Hund ist schwanger. Ich will wissen, wie viele Welpen er haben könnte.“ Ich frage die zahlende Kundin, wie die werdende Mutter heißt. Die Antwort heißt:  „Justin Bieber.“ Dafür sehe ich ihr viel nach.
 
Zwecks Qualitätssicherung, um wirklich ganz sicher zu gehen, taste ich Justin Biebers Bauch ab. Und ertaste einen einwandfreien, voll funktionstüchtigen Hundepenis. Ohne Hoden. Justin Bieber ist kastriert. Nicht könnte, nicht hätte, nicht wäre. Sondern ist.
 
„Sie wissen, dass Justin Bieber einen Penis hat?  Und dass er kastriert ist? Sie wissen, was das bedeutet?“ Die zahlende Kundin nickt ernsthaft. Die Studentin runzelt die Stirn. So etwas lernt man auf der Uni für keine Prüfung auswendig. Justin Bieber ist ein kastrierter, schwangerer Rüde. „Sie wissen, dass Rüden nicht schwanger sein können?“ Die zahlende Kundin und die Studentin schauen mich zweifelnd an. Ich erkläre, dass Justin Bieber sowohl wegen seines Geschlechts als auch wegen der Kastration kinderlos bleiben wird.
 
Die nicht-mehr-gewillt-zu-zahlen-Kundin reißt Justin Bieber unwillig an der Leine und stürzt mit ihm aus der Ordination. „Sie Möchtegerntierärztin!“ schreit sie aufgebracht „Hätten Sie nichts Anderes studieren können? Dann hätte ich jetzt einen Tierarzt, der kompetent wäre!“
 

Hätte das Universum Einsehen, könnte ich jetzt mit einem tollen McDreamy irgendwo in einem Atomkraftwerk Kettenreaktionen ausrechnen und für den hyperintelligenten McDreamy wäre ich ein schrecklich sexy Nerd und dann hätten wir am Abend nach dem Kettenreaktionen berechnen  tollen, leidenschaftlichen…egal.
 
Meine lebensmittelvergiftete Assistentin ist wieder gesund. Die Studentin erzählt ihr ernsthaft und mit gerunzelter Stirn vom Problemfall des kastrierten schwangeren Justin Bieber. Das macht ihr immer noch zu schaffen. Meine Assistentin schaut mich an. „Ich kann dir nichts vormachen, was deine Abenteuer bei den McDreamys dieser Welt angeht. Aber du hast mein Mitgefühl.“ meint sie lapidar. Und bietet der Studentin das übriggebliebene Wurstbrot von letzter Woche an.

 

petdoctors.at Expertin:


Dr. Eva Christina Grafl-Tendl, Bvetmed


ist Tierärztin und eine von vier Tierärzten weltweit (und davon die einzige Frau), die in der Zone Tschernobyl forschen darf, unter anderem zu Seuchenprävention und den Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf den Organismus. Sie hat eine Auszeichnung der ukrainischen Regierung für besondere Dienste an der Zone, ist ehrenamtliche Tierärztin im Tierheim Bratislava und ehemaliges Mitglied der Ethik- und Tierschutzkommission an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.


 www.tierordination-penzing.at
 
 


 

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