Sommer, Sonne, Kokosöl

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Der Kampf gegen Zecken und Vorurteile

Endlich. Sonne. Sommer. Wörthersee. Palmen. Na ja, fast. Jedenfalls Traumwetter und Ruhe und klares Wasser, ein Drink. Sonnencreme. Kokosöl. Glatte Haut und schöne Menschen. Ich mitten drin.


 
Nein. Stopp. Ich bin Tierarzt. Im Leben des Tierarztes heißt Kokosöl Streit und Frust.
 
Ein kurzer Blick in die Praxis. Parasitenvorbeugung. Mittel der Wahl Effecto. Die Hundebesitzerin will Kokosöl, weil so toll verträglich.
 
„Ich will das Gift meinem Hund nicht geben. Effecto tötet Hunde! Schreibt sogar Facebook!“
Ja. Genau. Effecto tötet Hunde. Und nicht Zecken und Flöhe. Und Kokosöl macht dem Hund Durchfall und Wurmbefall, weil sich alle Darmparasiten totlachen über die tägliche Dosis neutrales Öl, die da an ihnen vorbeischwimmt, gemeinsam mit dem Futter.
 
„Der Hund einer Freundin einer Bekannten, die eine Freundin auf Facebook hat und die in der Gruppe „Effecto tötet Hunde“ schreibt, der ist gestorben! Am Effecto! Ja, wirklich! Weil, ja, weil, Der Hund hat das Effecto gekriegt, und eine Woche später ist er in die Straßenbahn gelaufen, ja, sofort tot. Ja.“
 
Ich höre in solchen Fällen ein Lied in meinem Kopf. Mein Kollege schaut ungläubig. Er fragt nach: „Wirklich? Ich habe nicht so gut verstanden, der Hund ist gestorben am Effecto, nicht am Unfall mit Straßenbahn?“ Die Muttersprache meines Kollegen ist nicht Deutsch. Von daher denkt er oft, dass er die Leute verbal nicht richtig versteht, was sich dann oft als Irrtum herausstellt und ihn fassungslos zurücklässt.
 
Die Effecto-Dame nickt ernsthaft und wiederholt ganz langsam: „Ja. Denn. Effecto. Tötet. Hunde.“
 
Mein Kollege schaut mich an. Verzweifelt. Sein Blick sagt irgendwas in seiner Muttersprache, aber ich verstehe leider kein ukrainisch, auch nicht non verbal. Ich zucke mit den Schultern, er wollte ja unbedingt Tierarzt werden.
 
Gut. Das Lied im Kopf. Heute Georg Danzer. „Hupf in Gatsch“. Ich hole tief Luft und sage: „Hupf in Gatsch. Und schlog a Welln. Aber tua mi do net quäln.“  und summe in meinem Kopf: „Natürlich nehme ich ihre Bedenken sehr ernst.“
 
Mein Kollege grinst und stößt mich in die Rippen. Mir schwant, dass ich gerade mal wieder Gedanken und  Gesagtes verwechselt habe und werde rot. Die Patientenbesitzerin lacht begeistert und ruft: „Frau Doktor, ehrlich, hilft Gatsch gegen Zecken und Flöhe? Wie bei Schweinen? Geil! Das schreib ich auf Facebook, dass Sie voll für Naturmittel sind!“ und geht zufrieden aus der Praxis.
 
Kopf und Kollege im Duett: „So an Oarmutschgerl wie dir schenk i kann Schilling…oder na, i schenk da zwa, du bist a Zwilling…wal ana allan kann doch net so deppert sein, hupf in Gatsch, und grob di ein!“
 
Der Kollege sagt, dass er das voll gut brauchen kann, viel besser als alles, was er jemals im Deutschkurs gelernt hat bis jetzt.
 
 
 
Anmerkung von TA Dr. Grafl-Tendl: Ich liebe Georg Danzer und Austropop im Allgemeinen, zitiere daher oft aus Texten von österreichischen Künstlern. Dieser Text ist aus „Hupf in Gatsch“ von Georg Danzer.
 


Dr. Eva Christina Grafl-Tendl, Bvetmed


ist Tierärztin und eine von vier Tierärzten weltweit (und davon die einzige Frau), die in der Zone Tschernobyl forschen darf, unter anderem zu Seuchenprävention und den Auswirkungen radioaktiver Strahlung auf den Organismus. Sie hat eine Auszeichnung der ukrainischen Regierung für besondere Dienste an der Zone, ist ehrenamtliche Tierärztin im Tierheim Bratislava und ehemaliges Mitglied der Ethik- und Tierschutzkommission an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.


 www.tierordination-penzing.at


 
 
 

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