EPI: Exokrine Pankreasinsuffizienz führt zu Nährstoffmangel bei Hunden
Bauchspeicheldrüse, Heißhunger, Verdauung - news 20/11/20
- EPI zählt neben der Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) zu den häufigsten Erkrankungen des exokrinen Teils des Pankreas.
- Es werden zu wenige Verdauungsenzyme erzeugt.
- Die Nährstoffe werden mit dem Kot unverdaut ausgeschieden.
- Da die Symptome nicht spezifisch sind, wird die Erkrankung häufig erst spät diagnostiziert.
1. Pankreas
Die Bauchspeicheldrüse, die durch einen Gang mit dem Dünndarm verbunden ist, liegt quer hinter dem Magen. Sie besteht aus zwei Anteilen: einem exokrinen Anteil und einem endokrinen Anteil.
- Im exokrinen Teil der Drüse werden Verdauungssäfte produziert, die den Magensaft neutralisieren und Fette, Kohlenhydrate und Eiweiß im Dünndarm aufspalten. Welche Menge an Verdauungssaft produziert wird, hängt direkt mit der Zusammensetzung des Futterbreis zusammen. Werden infolge einer Entzündung des Pankreas zu viele Verdauungssäfte abgesondert, beginnt das Organ sich selbst zu verdauen.
- Der endokrine Anteil mit den Langerhans Inseln schüttet die Hormone Glukagon und Insulin aus und hält den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht. Dieser Teil des Pankreas beeinflusst durch die Bildung von Somatostatin alle Wachstumsvorgänge.
2. Was bei EPI im Körper passiert:
Ist der exokrine Anteil des Pankreas geschädigt,
- werden zu wenige Verdauungsenzyme erzeugt.
- Die einzelnen Bestandteile des Futterbreis können nicht mehr genügend verdaut werden.
- Die Nahrung gärt im Dickdarm.
- Die Nährstoffe werden mit dem Kot unverdaut ausgeschieden.
Bei einer EPI muss nicht gleichzeitig eine Erkrankung des endokrinen Anteils und eine Diabetes vorliegen.
3. Ursachen für EPI können sein:
- Angeboren: Bei Welpen und Junghunden schrumpft die Bauchspeicheldrüse und bildet sich zurück. Die ersten Symptome treten ab dem fünften Lebensmonat auf. An der genetischen Form erkranken häufig Deutsche Schäferhunde und kurzhaarige Collies.
- Pankreatitis: Durch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse wird der exokrine Anteil zerstört. Die Zellen bilden keine Verdauungsenzyme. Diese Form der EPI verläuft meistens chronisch schleichend.
- Hormontherapien: Werden Hormonbehandlungen über einen längeren Zeitraum durchgeführt, können diese eine EPI auslösen.
4. Symptome
- Anfangs sind während der chronischen Entzündungsschübe kaum Krankheitserscheinungen sichtbar.
- Sind 90 % des exokrinen Drüsenanteils zerstört, treten erste Krankheitserscheinungen auf.
- Die Hunde setzen sechs bis acht Mal pro Tag Kot ab.
- Durch die Gärungsprozesse im Dickdarm stinkt der Stuhl.
- Fette werden unverdaut ausgeschieden. Die Farbe des Kots ist weiß und lehmfarben.
- Obwohl Heißhunger besteht und die Tiere ständig Futter fordern, magern sie ab.
- Das Fell wird durch den Nährstoffmangel struppig und glanzlos.
- Die Haut schuppt verstärkt.
- Häufig werden auch abnorme Gegenstände, wie Kot (Koprophagie) oder Abfall gefressen.
- Bei der angeborenen Form der EPI treten starke Entwicklungsverzögerungen der Junghunde auf.
5. Diagnose
Mit einer Blutuntersuchung werden die Enzyme der Bauchspeicheldrüse gemessen. Zusätzlich muss auf eine Veränderung der Werte von Vitamin B12 und Folsäure geachtet werden.
6. Therapie
- Enzympräparate, die in das Futter gemischt werden, gleichen den Mangel an Verdauungsenzymen aus.
- Zusätzlich werden in den ersten Wochen der Behandlung Antibiotika verabreicht, um die Entzündung des Pankreas zu bekämpfen.
- Probiotika (pflanzliche Fasern) unterstützen die Ernährung der gesunden Bakterien im Darm und stabilisieren die Darmflora.
Wird die Erkrankung erst spät diagnostiziert, ist der Mangel an Nährstoffen häufig bereits stark zu sehen. In diesem Fall müssen die Hunde zusätzliche Nährstoffe und Elektrolyte mit Infusionen erhalten.
7. Wie die Enzympräparate angewendet werden:
Die Präparate werden aus den Bauchspeicheldrüsen von Schlachttieren gewonnen. Sie sind in Form von Pulver, Kapseln oder Tabletten erhältlich.
- Das Pulver wird direkt unter das Futter gemischt. Die Verdauung der Nahrung beginnt schon im Futternapf. Dabei entsteht ein unangenehmer Geruch, der bei einigen Hunden dazu führt, dass sie das Futter ablehnen.
- Die Kapseln besitzen eine Hülle, die durch die Magensäure nicht verdaut wird. Der Inhalt wird erst im Dünndarm freigesetzt.
Die Dosierung der Enzympräparate sollte durch eine Tierärztin, einen Tierarzt individuell auf den Hund abgestimmt werden.
8. Was bei der Fütterung von Hunden mit EPI zu beachten ist:
Um die ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen zu sichern, genügt es meistens nicht, die Enzympräparate unter das Futter zu mischen. Hunde, die an EPI erkrankt sind, benötigen eine um 20 bis 40 % höhere Futtermenge. Damit es nicht zu einer Überlastung des Magens und zu Erbrechen kommt, sollte die Gesamtration auf mindestens vier Futterportionen täglich aufgeteilt werden.
Der Hund besitzt eine innere Uhr, die sich auf die Futterzeiten einstellt. Durch streng geregelte Futterzeiten kann die Verdauung zusätzlich verbessert werden.
9. Welches Futter für Hund mit EPI geeignet ist:
Die Hunde benötigen hochverdauliches Futter:
- In der Tierarztpraxis erhalten Sie Diätfutter, das eine Verdaulichkeit von 90 % besitzt.
- Selbst gekochte Rationen sollten vor allem Muskelfleisch mit einem geringen Bindegewebeanteil enthalten. Unter die Futterportion können auch Eidotter und magerer Hüttenkäse gemischt werden. Reis, Nudeln, oder andere Kohlenhydrate müssen lange gekocht werden, damit die Nährstoffe bereits durch den Kochvorgang aufgeschlossen werden. Der Anteil an Kohlenhydraten sollte möglichst gering sein. Als Fettsäurelieferanten sollten nur hochwertige, kalt gepresste Öle gefüttert werden.
10. Prognose
Sobald die Hunde behandelt werden, verschwinden die Verdauungsstörungen. Schon nach wenigen Wochen beginnen die Tiere, Gewicht zuzunehmen. Die Therapie muss über die gesamte Lebenszeit fortgesetzt werden.
11. Zusammenfassung
Die EPI ist nach der einmal gestellten Diagnose eine gut zu behandelnde Erkrankung. Werden die Verdauungsenzyme regemäßig in das Futter gemischt, erreichen die Hunde ein der Rasse entsprechendes Alter mit guter Lebensqualität.
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