IGS tödliche Erbkrankheit: das Imerslund-Gräsbeck-Syndrom

IGS -  Imerslund-Gräsbeck-Syndrom tritt bei Border Collies auf
(c) Photo: Jan Barkmann auf Pixabay
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IGS, Erbkrankheit, Beagle, Border Collie, Australien Shepherd, Riesenschnauzer - News: 11/04/20

  • Das Imerslund-Gräsbeck-Syndrom ist ein Gendefekt
  • bei ungefähr 6 % der Hundepopulation vorhanden
  • Störung der Resorption von Vitamin B12
  • ohne Behandlung führt IGS zum Tod der Hunde
  • Mit einer frühen Diagnose und Behandlung erreichen die Tiere ein normales Lebensalter.

 

1. IGS das Imerslund-Gräsbeck-Syndrom 

IGS ist eine seltene Erbkrankheit, die ohne Behandlung immer tödlich verläuft. betroffen sind folgende Rassen:

  • Australian Shepherd
  • Border Collie
  • Beagle
  • Riesenschnauzer
  • Yorkshire Terrier: bisher ein bekannter Fall

2. Was ist die Ursache?

Ein Gendefekt: der Hund ist nicht mehr in der Lage, Vitamin B12 aufzunehmen.

Vitamin B12, auch als Coenzym B12, Cobalamin bezeichnet, gehört zu den essenziellen Vitaminen. Es kann von Hunden nicht selbst erzeugt werden und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Normalerweise wird Vitamin B12 im Ileum, dem letzten Teil des Dünndarms resorbiert. Für diese Aufnahme wird der Cubam-Rezeptor, der aus zwei Teilen zusammengesetzt ist, benötigt. Ist einer dieser Faktoren durch eine Genmutation gestört, kann das Cobalamin nicht mehr aufgenommen werden. Die Mutationen können entweder auf dem Cubilin-Gen (CUBN), oder auf dem Amnionless-Gen (AMN) liegen. Die beiden Proteine sind nicht nur ein Bestandteil des Cubam-Rezeptors, sie wirken an der Resorption von Proteinen in den Nierentubuli mit.

Die Genmutationen befinden sich auf folgenden Genen:

  • Border Collie: CUBN-Gen
  • Australian Shepherd: AMN-Gen
  • Beagle: CUBN-Gen
  • Riesenschnauzer: AMN-Gen

3. Welche Funktion hat Cobalamin?

  1. Cobalamin ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine (Vitamin B12).
  2. Es ist an der Blutbildung und an der Bildung von Nukleinsäuren beteiligt.
  3. Cobalamin ist vor allem in Fleisch enthalten.

Durch Aufspaltung von Muskeleiweiß im Magen wird Cobalamin freigesetzt und an ein Transportprotein gebunden. Im Dünndarm wird das Vitamin wieder freigesetzt und bindet sich an den Intrinsinc Faktor, der im Magen und der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Gemeinsam mit dem Intrinsinc Faktor kann das Vitamin B12 durch den Cubam-Rezeptor in die Blutbahn gelangen.

4. Wie kann die Die Aufnahme von Vitamin B12 gestört werden?

  • IGS: Mangel an Cubam-Rezeptor
  • Zu geringe Mengen an Cobalamin in der Nahrung
  • Exokrine Pankreasinsuffizienz mit einem Mangel an Intrinsinc Faktor
  • Chronische Dünndarmerkrankungen: IBD (infectious bowl disease) und Tumoren

5. Welche Symptome treten auf?

Hundewelpen werden mit einem Vitamin-B12 Vorrat in der Leber geboren. Sie erkranken daher erst in einem Alter von zwei Monaten bis zu einem Jahr. Sobald die Speicher in der Leber geleert sind, werden erste Krankheitserscheinungen sichtbar:

  • Inappetenz bis Anorexie: die Hunde fressen zuerst schlecht und verweigern bei fortgeschrittener Erkrankung das Futter vollständig.
  • Krankhafte Abmagerung
  • Verzögertes Wachstum
  • Apathie
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Krämpfe
  • Bradykardie: verlangsamter Herzschlag
  • Struppiges, schütteres Fell
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
  • Der Harn enthält große Mengen an Eiweiß
  • Anämie

6. Wie eine Diagnose gestellt wird:

Durch die klinische Untersuchung und Laboruntersuchungen werden mögliche Differentialdiagnosen ausgeschlossen. Diese sind:

  • Exokrine Pankreasinsuffizienz: Ultraschall, Gallensäurestimulationstest
  • Lymphome: Röntgen, Ultraschall
  • Chronische Darmentzündungen
  • Andere Rezeptor-Defekte

Bei einer Blutanalyse wird im Serum ein deutlicher Cobalamin-Mangel festgestellt. Proteine und Blutzucker leicht erniedrigt. Bei chronisch kranken Hunden sind die Leberenzyme und der Ammoniak-Wert erhöht. Die Anämie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Um die Diagnose abzusichern, wird ein Gentest durchgeführt. Dieser steht seit 2013 für Border Collies und Beagles zur Verfügung.

7. Wie die Therapie durchgeführt wird:

Die Hunde erhalten Hydroxocobalamin in Form von Injektionen. Die ersten Injektionen werden einmal wöchentlich sechs Wochen lang durchgeführt. Nach einer Pause von 30 Tagen wird der Cobalamin-Spiegel im Serum erneut bestimmt. Danach werden die Dosisintervalle individuell eingestellt. Die durchschnittliche Dosis liegt bei 1000 μg IM pro Monat. Da der Gendefekt nicht geheilt werden kann, muss die Behandlung lebenslang durchgeführt werden.

Meistens beginnen die Hunde schon nach der ersten Behandlung zu fressen und erholen sich deutlich. Innerhalb weniger Wochen verschwinden auch die Durchfälle, die Entzündungen der Mundschleimhaut und die Veränderungen des Fells. Obwohl die Hunde klinisch gesund sind, ist die Cobalamin-Konzentration im Serum weiter leicht erniedrigt.
Überdosierungen konnten bisher nicht beobachtet werden, da das überschüssige Cobalamin mit dem Harn ausgeschieden wird.

Hunde, die an dem Gendefekt leiden, haben bei einer konsequent durchgeführten Behandlung eine normale, der Rasse entsprechende, Lebenserwartung. Erfolgt die Diagnose sehr spät, können degenerative Veränderungen des Lebergewebes bestehen bleiben. Unbehandelte Tiere sterben immer an einem Cobalamin-Mangel.

8. Gentest: Bei Border Collies und Beagles, die für die Zucht eingesetzt werden

Werden Beagles und Border Collies in der Zucht eingesetzt, sollte immer ein Gentest durchgeführt werden. Dieser ermöglicht dem Züchter, entsprechende Paarungen durchzuführen, damit die Welpen leistungsfähig und gesund aufwachsen.
Der Erbgang des Gendefekts erfolgt autosomal rezessiv. IGS ist nicht an ein Geschlechtsgen gebunden. Verpaarungen mit einem normalen Elternteil können immer unbedenklich durchgeführt werden. Alle anderen Verpaarungen sollten immer vermieden werden.

Elternteil 1 Elternteil 2 Elternteil 2 Elternteil 2
  normal Träger des Gens erkrankt
normal 100 % normale Welten 50 % normale Welpen
50 % Träger der Genmutation
100 % Träger der Genmutation
Träger des Gens 50 % normale Welpen
50 % Träger der Genmutation
25 % normale Welpen
50 % Träger der Genmutation
25 % erkrankt
50 % Träger der Genmutation
50 % erkrankt
erkrankt 100 % Träger der Genmutation 50 % Träger der Genmutation
50 % erkrankt
100 % erkrankt

Da die Diagnose oft erst sehr spät gestellt wird, ist der Gendefekt bei ungefähr 6 % der Hundepopulation vorhanden.

9. Zusammenfassung

Das Imerslund-Gräsbeck-Syndrom ist ein Gendefekt, der aufgrund einer Störung der Resorption von Vitamin B12 ohne Behandlung zum Tod der Hunde führt. Mit einer frühen Diagnose und Behandlung erreichen die Tiere ein normales Lebensalter.

 

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