Impulskontrolle

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Wie man mit dem Hund Selbstbeherrschung trainiert

Ein stressfreies Zusammenleben mit dem Hund ist nur möglich, wenn dieser gelernt hat, seine Impulse zu kontrollieren und nicht jedem Reiz sofort nachgibt.
 

Unsere Hunde sind im Alltag immer wieder gefordert nicht auf jeden Reiz zu reagieren und sollten auch in schwierigen Situationen gelassen bleiben. Der Hund muss warten bis die Futterschüssel am Boden steht und darf diese nicht aus der Hand reißen. Er darf nicht sofort aus dem Auto zu springen, wenn die Autotür geöffnet wird. Er soll den Besuch nicht anspringen, sondern alle vier Pfoten am Boden behalten. Sogar der Hase sollte vorbei hoppeln dürfen, ohne verfolgt zu werden – das heißt für unsere Hunde, dass sie dem momentanen Bedürfnis nicht nachgeben, sondern stattdessen ein von uns gewünschtes Verhalten zeigen. Das ist beim Hund wie beim Menschen ein Lernprozess.

Impulskontrolle verbraucht sich 

Impulskontrolle ist nicht unbegrenzt vorhanden. Sie wird im Laufe des Tages verbraucht. Ob der Hund am Abend noch Ressourcen zur Verfügung hat wird von vielen Dingen beeinflusst. Jedes Signal das wir unserem Hund geben und das er umsetzt, obwohl er lieber ein anderes Verhalten ausführen möchte, schmälert seine Ressourcen. Je leichter ihrem Hund das Alternativverhalten fällt, umso weniger IK wird verbraucht. Bringen sie ihrem Hund durch genaues und positives Training in kleinen Schritten bei, dass es sich auszahlt sich zurück zu nehmen. Hunde lernen vor allem dann sich schnell zu beherrschen, wenn die dadurch erlangten Vorteile die Nachteile überwiegen. Hat ihr Hund erst verstanden, dass er mit Ruhe zum Erfolg kommt wird es ihm immer leichter fallen. Weniger Selbstbeherrschung ist gefragt, da der Hund gelernt hat in genau diesem Zusammenhang gelassen zu bleiben.

Jede Situation muss gelernt werden 

Leider bedeutet das aber nicht, dass er automatisch in anderen Situationen diese Ruhe aufbringen kann. Hunde müssen generalisieren. Sie müssen lernen, dass sich genau diese Verhaltensweise auch in anderen Situationen und mit anderen Ablenkungen auszahlt. Die Fähigkeit Impulskontrolle aufzubringen kann der Hund nur situationsspezifisch erlernen. Ruhiges Warten vor dem Futterschüssel bedeutet noch lange nicht, dass der Hund auch ruhiges Verhalten bei Wildsichtung zeigen kann. Ist das ihr Ziel, müssen sie zuerst mit einem stillstehenden Reh üben und nicht mit der Futterschüssel. Und wie sie sich jetzt vielleicht schon denken können, ist ein weglaufendes Reh wieder eine eigene Übung, die trainiert werden muss. „Die“ Übung, mit der sie generell die Impulskontrollfähigkeit ihres Hundes steigern können gibt es leider nicht!   
 

Einteilung ist fast alles

Ist das Tagespensum an IK verbraucht, können auch Situationen, die ihr Hund sonst locker meistert zu großen Herausforderung werden. Nehmen wir an, sie leben mit ihrem Hund in der Stadt und ihr Hund kommt recht gut mit seinen täglichen Umgebungsreizen klar. Heute soll er aber mit in die Innenstadt, da sie ein paar Erledigungen haben. Beim Ausflug ist viel los: Menschen, neue Gerüche und andere Hunde. Ihr Hund bleibt cool und sie freuen sich, wie toll alles gelaufen ist. Später, wenn Sie zum abendlichen Gassigehen rausgehen schaut die Lage aber schon ganz anders aus. Ihr Hund sieht einen anderen Hund am Ende der Gasse, ein Abstand, der im Normalfall für sie beide schon lang kein Thema mehr ist und plötzlich rastet ihre vierbeinige Fellnase komplett aus. Ihr Hund kann sich nichtmehr selbst kontrollieren, die Ressourcen ihres Hundes sind aufgebraucht. Umso wichtiger ist es, ihren Fokus darauf zu legen, was ihnen gerade wichtig ist - also in welchen Situationen sie von ihrem Hund Beherrschung abverlangen und in welchen Situationen er seinen Bedürfnissen einfach ungefragt nachgeben kann.
 

Schlaf & Entspannung zum Aufladen

Hunde die sich wohl fühlen und gesund sind, die einfach auch nur mal Hund sein können, die genügend Raum haben, ihre Bedürfnisse auszuleben, Vertrauen zu ihrem Menschen haben und sich sicher fühlen, reagieren wesentlich gelassener. Ihr Speicher an Selbstkontrolle ist gut befüllt. Ist der Hund gestresst, krank und fühlt sich unwohl reduziert das die Fähigkeit, Selbstbeherrschung zu zeigen. Schlafen, entspannen, ruhen hilft, den Speicher wieder aufzuladen und ins Gleichgewicht zu kommen. Es ist wichtig, auf geregelte Schlaf- und Ruhephasen zu achten. Achten sie auch auf Rituale - alles was für ihre vierbeinigen Begleiter zur Gewohnheit wird fällt ihm wesentlich leichter.
 
Aber nicht nur Schlaf & Entspannung hilft den Speicher aufzuladen. Haben sie sich schon einmal überlegt, was ihrem Hund wirklich viel Spaß und Freude bereitet, was ihn erfüllt? Machen sie eine Liste - denn genau das ausleben zu dürfen steigert sein Wohlbefinden und lädt gleichzeitig seine Ressourcen wieder auf.
 

Abhängig von Charakter, Körperbau und Rasse

Die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung ist auch stark abhängig vom Charakter. So wird ein hibbeliger, nervöser, leicht stressbarer Hund wahrscheinlich nicht in jeder Situation ruhig und gelassen reagieren. Auch Hunde, die aus einer schlechten Aufzucht kommen oder solche, die durch schlechte Sozialisation wenig kennen gelernt haben sind oft schnell überfordert und gestresst. Das wirkt sich auf die Fähigkeit sich selbst zu beherrschen aus, da oft schon für alltägliche Reize viel IK verbraucht wird.  

 
Auch Körperbau und Rasse spielen eine Rolle. So gibt es Rassen, oder Linien innerhalb bestimmter Hunderassen, die darauf gezüchtet worden sind, besonders schnell auf Reize zu reagieren. Generell haben auch Hunde mit einem schmalen Körperbau einen schnelleren Stoffwechsel, was zu einem schlechteren Nervenkostüm führen kann, als Hunde, die groß und massig sind. So wird zum Beispiel ein Malinois (eine Varietät des Belgischen Schäferhundes), mit stromlinienförmigem Körperbau, weniger massig, der auf Reaktionsschnelligkeit gezüchtet worden ist, schnell Entscheidungen trifft und Signale blitzschnell umsetzen kann, wahrscheinlich eher nicht zu den Exemplaren zählen, die im Alltag durch nichts und niemanden aus der Ruhe zu bringen sind.
 

Wie man richtig trainiert

Nicht jeder Hund wird immer und überall in der Lage sein, auf alles tiefenentspannt zu reagieren – dennoch können sie seine Impulskontrolle, die er in bestimmte Situationen benötigt, verbessern:

 
1. Machen sie sich eine Liste von Situationen und Ablenkungen, die für ihren Hund schwierig sind und bei denen er viel von seiner Impulskontrolle benötigt. Gerne können sie auch eine Liste machen von Situationen, die ihrem Hund wenig Selbstkontrolle abverlangen. So lässt es sich auch gleich besser einschätzen wieviel an Impulskontrolle er aufbringen muss und ob an bestimmten Tagen Management (zB bei Hundebegegnung großzügig ausweichen, damit ihr Vierbeiner erst gar nicht unerwünschtes Verhalten zeigt) doch die bessere Option ist.
 
2. Arbeiten sie gezielt an dem Verhalten, das sinnvoll ist. Den Hund ewig vor einem Leckerli warten zu lassen, bedeutet nicht, dass er dieses Verhalten auch auf andere Situationen übertragen kann wie zum Beispiel ein vorbeispringendes Reh. Das Warten verbraucht IK.  Es verschlechtert die  Fähigkeit der Impulskontrolle in der nächsten Situation.
 
3. Trainieren sie in kleinen Trainingsschritten und stimmen sie die Schwierigkeit individuell auf ihren Hund ab. Das heißt sie starten mit einer Ablenkung, die er noch gut meistert und arbeiten sich dann stückchenweise zu den immer schwieriger werdenden Situationen und Ablenkungen. Das Tempo dabei bestimmt ihr Hund.
 
4. Üben sie nur dann, wenn ihr Hund noch genügend Kapazität hat und seine Ressourcen nicht schon durch andere Geschehnisse während dem Tag geschmälert wurden. Nach dem Üben sollte ihr Hund noch genügend Impulskontrolle für das „wirkliche“ Alltagsleben haben!
 
 

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