Neue Studie: "Bestimmt die Rasse das Verhalten des Hundes?" [05|22]

Studie, Rasse, Verhalten, Gene, Vorurteile, Listenhund - Petdoctors [06|05|22]
(c) Photo: Katrin B. auf Pixabay
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Studie, Rasse, Verhalten, Gene, Vorurteile, Listenhund - News [06|05|22]

  • Seit mehr als 100 Jahren dient die Hundezucht der Verstärkung körperlicher Merkmale
  • Zahlreiche Charaktereigenschaften werden bis heute mit Hunderassen in Verbindung gebracht
  • Studie an der University of Massachusetts Chan Medical School untersuchte den Zusammenhang Verhaltens mit der Rasse des Hundes
  • Genanalysen von 2000 reinrassigen Hunden und Mischlingen und Befragung von 19.000 Hundehalter:innen 
  • Eine Studie die zeigt, dass Rasselisten für "Listenhunde"  auf Vorurteilen beruhen.

Die modernen Hunderassen sind ungefähr 160 Jahre alt. Ihr unterschiedliches Aussehen ist auf die Selektion der Züchter zurückzuführen. Sie haben damit die physischen Eigenschaften der einzelen Hunderassen, wie Kraft und Ausdauer oder Fähigkeiten wie Jagen, Hüten und Bewachen, systematisch gefördert. Aber sind auch das Verhalten, die Charakereigenschaften Rassesache? Oder ist das ein Irrglaube?

Eine Studie von Kathleen Morrill von der University of Massachusetts Chan Medical School über die Unterschiede des Verhaltens zwischen Hunderassen und individuellen Hunden bringt ein überraschednes Ergebnis.

1. Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Charakter und Hunderasse:

  1. Die Domestikation von Hunden liegt mehr als 10.000 Jahre zurück.
  2. Seit dem 19. Jahrhundert wurden Hundelinien gezüchtet, die sich nach einem idealen Körperbild ausrichteten.
  3. Vor diesem Zeitpunkt standen vor allem die Fähigkeiten der Hunde wie jagen, hüten und bewachen im Vordergrund. 
  4. Trotzdem wird auch heute noch jeder Hunderasse ein bestimmtes Verhalten zugeordnet. So sollen zum Beispiel Beagle zuverlässige Jagdhunde und Golden Retriever perfekte Familienhunde sein.

Kathleen Morrill von der University of Massachusetts Chan Medical School wollte wissen, ob die Zuschreibung von bestimmten Charaktereigenschaften zu einzelen Hunderrassen berechtigt ist.

  • Dafür wurden Genanalysen von 2.000 reinrassigen Hunden und Mischlingen ausgewertet (Daten von der Plattform Darwin´s Arc). und 
  • 19.000 Hundehalter wurden zu dem Charakter und den Eigenschaften ihres Hundes befragt.

An der Studie beteiligt waren folgende  Expertinnen:  Elinor Karlsson, Bioinformatikerin und Gründerin von Darwin´s Arc, Kathleen Morrill, University of Massachusetts Chan Medical School und Marije Alonso, International Association of Animal Behavior Consultants

2. Die überraschenden Ergebnisse der Studie:

  • Die Unterschiede im Verhalten sind zwischen den einzelnen Hunderassen gering
  • Es konnte kein Verhalten gefunden werden, das speziell nur bei einer Hunderasse auftrat
  • Die einzelnen Rassen unterscheiden sich kaum durch genetische Besonderheiten
  • Ausnahmen: Neigung zum Heulen, Spaß am Apportieren war bei einigen Hunderassen stärker ausgeprägt
  • Es konnte kein Nachweis erbracht werden, dass bestimmte Verhaltensweisen eine Folge der Zuchtselektion sind

Mit der Hunderasse konnten nur 9 % der Unterschiede im Verhalten und im Temperament der einzelnen Hunde erklärt werden. Das Verhalten unserer Hunde wird wesentlich von der Umwelt, Ihrem Lebensraum, dem Alter und dem Geschlecht beeinflusst.

3. Die Schlussfolgerungen für die Praxis und die Gesetzgebung:

  • Die Zuordnung eines bestimmten Verhaltens zu einer Hunderasse beruht auf Vorurteilen der Menschen
  • Jeder Hund ist ein Individuum, das sich auf seine eigene Art in den Familienverband einfügt
  • Die Rasse und das Aussehen entscheiden nie darüber, wie sich ein Hund Artgenossen und Menschen gegenüber verhält
  • Die Studie beweist einmal mehr, was viele Expert:innen bereits gesagt haben, dass  die gesetzlich festgelegten Rasselisten, auf Vorurteilen beruhen.

Link zur Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abk0639

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