6 ungewollte Urlaubsmitbringsel: Parasiten reisen mit [06|21]

Vom orientalischen Augenwurm bis zur Leishmaniose
(c) Photo: Michel van der Vegt auf Pixabay
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Parasiten, Mittelmeer, Tropen, Reisen, Hund, Katze - Update [02|06|21]

  • Die Veränderung des Klimas hat großen Einfluss auf die Verbreitung von Insekten und Infektionskrankheiten.
  • Nicht nur unsere Haustiere, auch wir Menschen sind verstärkt gefährdet.
  • Waren manche Erreger früher nur in südlichen, subtropischen oder tropischen Ländern heimisch,
  • treten diese nun vermehrt in Mitteleuropa auf.
  • Reisen und Tiertransporte begünstigen diese Entwicklung.

Leishmaniose, Mittelmeerfleckfieber, Q-Fieber, Pappataci Fieber und Rickettsien sind in Deutschland und Österreich keine Seltenheit mehr. 

1. Schildzecke: Rickettsien 

Durch die trockenen Sommer und relativ warmen Winter ist in den letzten beiden Jahren eine subtropische Zeckenart in Deutschland und Österreich heimisch geworden. Hyalomma marginatum, eine Schildzecke, hat es geschafft, die europäischen Winter zu überleben und sich auch bei uns fortzupflanzen. Eingeschleppt wurde die Zecke wahrscheinlich 2018 durch Zugvögel.

  • Diese in Asien und Nordafrika vorkommenden Zecken übertragen nicht nur Rickettsien.
  • Sie können das Krim-Kongo-Fieber-Virus (Arbo-Virus) weitergeben. 
  • Nimmt die Zecke das Arbo-Virus über den Biss infizierter Tiere auf, ist auch eine Übertragung auf den Menschen nicht ausgeschlossen.
  • Eine zusätzliche Ansteckung kann über das Blut infizierter Tiere erfolgen.

Nach einer 13-tägigen Inkubationszeit treten Fieber, Übelkeit und Muskelschmerzen auf. Der Tod tritt durch Versagen aller Organe ein. Hyalomma marginatum kann, ebenso wie Stechmücken, das tödliche West-Nil-Virus übertragen. Bei Hunden und Katzen verläuft eine Infektion mit dem West-Nil-Virus symptomlos. Pferde zeigen schwere neurologische Symptome und müssen meistens euthanasiert werden. Die befallenen Tiere stellen als Reservoir für das Virus eine Gefahr für Menschen dar.

2. Orientalischer Augenwurm

Der Fadenwurm aus dem Fernen Osten verbreitet sich durch die Wanderung von Wildtieren. Seit 1989 hat die Verbreitung des Parasiten in Mitteleuropa ständig zugenommen.

  • Wurden ursprünglich nur Wildtiere über Fruchtfliegen infiziert,
  • treten jetzt vermehrt auch Infektionen bei Hunden und Katzen auf, die sich noch nie im Ausland aufgehalten haben.

Der Augenwurm wurde 2019 im April in Deutschlandsberg bei einer Katze diagnostiziert. Es liegt daher der Schluss nahe, dass der warme Winter dem Wurm und seinen Entwicklungsstadien das Überleben in Österreich ermöglicht. Wird der Parasit nicht rasch mechanisch aus dem Auge entfernt, sind schwere Augenschäden die Folge. Auch Menschen können betroffen sein.

3. HirschlausfliegenBartonella schoenbuchensis

Die sechs Millimeter große Hirschlausfliege saugt Blut an Wildtieren. Mittlerweile sind die Fliegen bereits im Sommer aktiv und befallen auch Hunde und Menschen.

  • Das Opfer wird aggressiv verfolgt, bis die Fliege sich festsetzen kann.
  • Sobald diese durch das Haarkleid die Haut erreicht hat, brechen die Flügel ab und
  • das Tier läuft schnell über die Haut.

Der Stich verursacht schmerzende Schwellungen, die erst nach mehreren Tagen wieder abklingen. Hirschlausfliegen übertragen das Bakterium Bartonella schoenbuchensis, das bei Tieren und Menschen Fieber und Herzmuskelentzündungen hervorruft. 

Hat sich die Hirschlausfliege festgesetzt, kann sie oft nur mit Wasser aus dem Fell gespritzt werden. Kämme bringen meist wenig Erfolg, da die Tiere schneller laufen als Zecken. Die beste Vorbeugung ist es, befallene Waldgebiete zu meiden.

4. Herzwurm und Hundehautwurm

Der Herzwurm war ursprünglich in Afrika und dem südlichsten Europa beheimatet.  Der durch Stechmücken übertragene Parasit verursacht schwere Herz- und Gefäßschäden mit tödlichem Verlauf, oder eine Unterminierung der Haut mit Entzündungen.

Beide Parasiten, der Herzwurm und der Hundehautwurm,  haben sich bereits bis Deutschland ausgebreitet und können in dem warmen Klima ihren vollständigen Vermehrungszyklus durchlaufen.

5. Sandmücke: Leishmaniose

Die durch Sandmücken (Schmetterlingsmücke) übertragene Leishmaniose beschränkte sich früher auf südliche Mittelmeerländer. Heute sind die Mücken auch in Deutschland und Österreich verbreitet und können Leishmanien, sie sind einzellige Parasiten, an Hunde übertragen. Meist werden sie jedoch von Mittelmeerreisen "mitgebracht".

Derzeit sind mehr als 25 verschiedene Arten von Leishmanien bekannt. Zehn davon können auch Menschen befallen und schwere Schäden der inneren Organe Leber und Milz sowie des Knochenmarks verursachen.

5.1 Symptome der Leishmaniose:

Anfangs zeigt sich eine zunehmende Müdigkeit und rasche Erschöpfung des Hundes. In der Folge treten weitere Symptome auf:

  • Hautveränderungen: Knötchen und Entzündungen um die Einstichstelle, Schuppen und Haarverlust, Bläschen und Knötchen im Bereich der Ohren, Nase und Augen. 
  • Seltener treten Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Durchfall, Bindeheutentzündung auf. 
  • Ein Reihe anderer Symprome sind möglich.

5.2 Diagnose der Leishmaniose:

Blutabnahme und weitere Labortests auf Leishmanien-Befall bzw. dagegen gebildete Antikörper.

5.3 Therapiemöglichkeiten:

  1. Je früher der Befall entdeckt wird desto besser die Prognose. Die einzelligen Parasiten können nie völlig abgetötet werden, jedoch gibt es Medikamente zur Linderung der Krankheitssymptome. 
  2. Werden erkrankte Hunde nicht behandelt, verläuft die Leishmaniose innerhalb von zwei bis drei Jahren tödlich. Je später die Behandlung einsetzt, desto schlechter die Prognose.
  3. TIPP: Schützen Sie Ihren Hund vor Reisen in Mittelmeerländer mit geeigneten Spot on Präparaten. In der Dämmerung und Dunkelheit sind die Mücken besonders aktiv. Vermeiden Sie in dieser Zeit Abendspaziergänge.

5.4 Vorsorge:

Seit 2016 ist in allen europäischen Ländern ein Impfstoff gegen Leishmaniose zugelassen. Die Impfung verhindert nicht die Infektion mit Leishmanien. sondern nur die Erkrankung der Hunde.

Alle Hunde, die negativ auf Leishmaniose getestet wurden und älter als sechs Monate sind, können geimpft werden.

Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen im Abstand von drei Wochen notwendig. Vier Wochen nach der letzten Impfung besteht ein belastbarer Infektionsschutz. Die Nachimpfung erfolgt nach einem Jahr.

Wird nach der Impfung ein Bluttest auf Leishmaniose im Labor durchgeführt, regieren die Hunde positiv. Der Test unterscheidet nicht zwischen geimpften und infizierten Hunden.

Da die Leishmaniose aufgrund der Organschäden tödlich verläuft, sollten Hunde vor Antritt einer Urlaubsreise in südliche Länder rechtzeitig geimpft werden.

6. Stechmücken: 

Durch die Klimaerwärmung können auch Malaria, Rifftal-Fieber und das Usutu-Virus in Mitteleuropa auftreten. Die Tigermücke ist eine hoch invasive Art, die sich bereits bis Südeuropa verbreitet hat. Einzelne Sichtungen in Österreich und Deutschland sind bereits erfolgt. Sie gilt als Überträger des Dengue-Virus, der Arbo-Viren und von Herzwürmern. Hohe Temperaturen beschleunigen den Entwicklungszyklus der Mücken in ihren Brutgewässern. Zur Bekämpfung müssen im Rahmen eines Monitoring Programms biologische Bekämpfungsmittel, wie Bti, eingesetzt werden.

7. Orbiviren

Orbiviren verursachen bei Wiederkäuern die Blauzungenkrankheit, bei Pferden die Afrikanische Pferdepest. Die Viren haben sich bereits weit in den Mittelmeerraum hinein ausgebreitet. Die anzeigepflichtige Erkrankung ist auch in Deutschland und Österreich aufgetreten.

8. Fazit

Der Klimawandel führt zu einer verstärkten Ausbreitung gefährlicher Erreger und zum Auftreten tropischer Erkrankungen im Mittelmeerraum. Unsere Tiere sollten daher möglichst gut durch Impfungen oder Repellents gegen Mücken und Parasiten geschützt werden.

 

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