Strychninvergiftungen bei Hunden und Katzen rechtzeitig erkennen
Vergiftung, Rattengift, giftiges Alkaloid, Analeptikum - News 21/04/21
- Strychnin: eine Mordwaffe aus der Natur
- Erste Symptome treten schon nach 30 Minuten auf
- Krämpfe der Muskulatur
- Tod durch Atemlähmung
- Strychnin ist ein Analeptikum (anregendes Mittel) und steht auf der Dopingliste
- Der Einsatz von Strychnin als Mittel zur Schädlingsbekämpfung ist in allen Ländern der EU verboten
Strychnin ist ein giftiges Alkaloid, das in den Samen der Brechwurz (Nux vomica) vorkommt. Das geruchlose Pulver schmeckt bitter und ist in Wasser kaum löslich. Da Strychnin als Verbindung sehr stabil ist, kann es noch vier Jahre nach dem Tod im Körper nachgewiesen werden.
Heute wird Strychnin nicht mehr als Rattengift verwendet. Trotzdem können noch Vergiftungen mit absichtlich ausgelegten Giftködern verursacht werden. Schon kleine Mengen des in der Natur vorkommenden Alkaloids sind tödlich.
1. Wie Strychnin wirkt:
Strychnin besetzt im Nervensystem den Glycinrezeptor und verdrängt dadurch den Neurotransmitter Glycin. Glycin ist, ebenso wie GABA, für die Hemmung von Nervenimpulsen zuständig. Im Rückenmark entsteht eine Übererregung der Nervenzellen, die Krämpfe der Muskulatur auslöst.
Eine Sekundärvergiftung durch das Fressen von vergifteten Vögeln ist möglich.
2. Die tödliche Dosis für Hund und Katze:
- Hund: 0,5 bis 102 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht
- Katze: 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht
3. Die Symptome einer Vergiftiung mit Strychnin:
Die ersten Symptome sind bereits 15 bis 30 Minuten nach der Aufnahme des Giftes sichtbar:
- Nervosität
- Unruhe
- Angst
- Speicheln
- Erbrechen
- Bewegungsstörungen
- Anstieg der Körpertemperatur
- Steigerung der Herzfrequenz
- Atemnot
- Streckkrämpfe der Muskulatur, die durch Geräusche, Lichtreize oder Berührungen verstärkt werden
- Sägebockstellung: die Gliedmaßen sind steif gestreckt
- Ausscheidung von Myoglobin (Muskelfarbstoff) mit dem Harn
- Nierenversagen
- Schleimhäute: blau verfärbt
- Tod durch Atemlähmung
4. Diagnose einer Vergifting mit Strychnin:
- Blutuntersuchung: Creatinin-Kinase erhöht
- Harnuntersuchung: Myoglobinurie
- Nachweis von Strychnin im Mageninhalt
5. Therapie einer Vergiftung erfolgt immer stationär:
Die Behandlung muss stationär in einer Tierklinik erfolgen. (Tierkliniken in Österreich) Je schneller die Behandlung durchgeführt wird, umso größer sind die Überlebenschancen des Tieres.
- Aktivkohle und Glaubersalz binden das Gift im Verdauungstrakt und verhindern die weitere Aufnahme
- Liegen noch keine klinischen Symptome vor, kann Erbrechen ausgelöst werden
- Diurese: harntreibende Medikamente unterstützen die Ausscheidung des Giftes
- Bei guter Nierenfunktion kann der Harn angesäuert werden
- Stabilisierung von Kreislauf und Atmung
- Senkung der Körpertemperatur
- Medikamente (Diazepam), um die Krämpfe zu kontrollieren
- Antidot: Physostigmin
6. Wie Sie einer Vergiftung vorbeugen können:
Katzen nehmen Strychnin wegen des bitteren Geschmacks seltener auf als Hunde. Trainieren Sie Ihren Hund mit einem Giftködertraining, damit er gefundene Gegenstände nicht frisst. Nehmen Sie für das Giftködertraining die Hilfe einer professionellen Tiertrainer*in in Anspruch. (Hundetrainer*innen Verzeichnis in Österreich)
7. Tipps aus der Praxis für den Notfall finden Sie hier:
Unsere Vierbeiner kommen oft auch unbeabsichtigt mit giftigen Substanzen, wie Reinigungs- und Pflanzenschutzmitteln in Kontakt. Sie fressen giftige Pflanzen oder für sie giftige Lebensmittel wie Zuckerersatzstoffe Kaffee oder Schokolade.
Tipps wie Sie bei einer Vergiftung schnell erste Hilfe leisten können.
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