Der neue Umgang mit Parasiten: selektive Entwurmung [04|22]

Hund, Katze, Parasiten, Würmer, Antiparasditika, Resistenzen - Petdoctors.at [05|04|22]
(c) Photo: Pixabay.com
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Hund, Katze, Parasiten, Würmer, Antiparasditika, Resistenzen - News [05|04|22]

1. Würmer sind Parasiten:

Würmer besiedeln den Körper des Wirtstieres, um sich von aufgespaltenen Nährstoffen, Blut oder anderen Flüssigkeiten zu ernähren. Das Wirtstier so zu schwächen, dass es stirbt, ist eigentlich nicht im Sinne der Parasiten. Denn stirbt der Wirt, hat auch der Wurm nur sehr schlechte Überlebenschancen.

Ein geringer Wurmbefall kann unter Umständen für das Wirtstier sogar positiv sein:

  • Verschiedene Regulationsmechanismen werden aktiviert.
  • Allergien und Autoimmunerkrankungen können abgeschwächt werden.
  • Durch einen geringen Wurmbefall wird das körpereigene Immunsystem ständig stimuliert.

Hochgradiger Wurmbefall, der Krankheitserscheinungen verursacht, ist natürlich zu vermeiden!

2. Zur Wirksamkeit von Antiparasitika:

  • Sämtliche Wurmmittel töten nur bereits vorhandene Würmer und Entwicklungsstadien ab.
  • Sie wirken nicht vorbeugend.
  • Außerdem werden nie alle Parasiten abgetötet, sondern nur ein größtmöglicher Teil.
  • Kokzidiostatika, die gegen Einzeller eingesetzt werden, verhindern die Vermehrung der Parasiten, entfernen sie aber nicht aus dem Darmtrakt.

Mit den Jahren wurden die empfohlenen Entwurmungsabstände immer geringer. Wurde früher noch 1 – 2mal jährlich entwurmt, wird heute eine Entwurmung alle drei Monate gefordert. Die Parasiten entwickeln trotzdem immer stärkere Resistenzen gegen die herkömmlichen Wurmmittel. Dadurch wird die Bekämpfung akuter Krankheitsausbrüche durch Parasiten schwieriger.

3. Resistente Würmer und Prophylaxe:

Um mit der steigenden Anzahl resistenter Würmer umzugehen, müssen neue Wege gesucht werden. Selektive Parasitenbehandlung ist die moderne Prophylaxe. 

An drei Tagen werden Kotproben gesammelt und getrennt untersucht. Abhängig vom Ergebnis erfolgt eine individuelle Behandlung:

  1. Leichter Befall: keine Behandlung
  2. Mittelgradiger Befall: die Behandlung erfolgt nur bei gleichzeitigen Krankheitssymptomen
  3. Hochgradiger Befall: Das Tier muss behandelt werden

Zwei Wochen nach der Behandlung wird wieder eine Kotprobe untersucht, um die Wirksamkeit der Behandlung zu überprüfen.

4. Vorteile der selektiven Entwurmung:

  • Resistenzen entstehen langsamer.
  • Es kann besser überprüft werden, welche Medikamente bereits unwirksam sind. 
  • Die Tiere werden weniger durch Medikamente belastet, auch wenn bei einem Tier Wurmbefall nachgewiesen wird, werden nicht automatisch alle anderen Tiere im Haushalt behandelt.
  • Die Umwelt wird durch die verminderte Ausscheidung von Medikamenten weniger belastet.
  • Es entstehen geringere Kosten für Medikamente.

5. Warum die Parasiten  noch nicht ausgerottet wurden:

  • Resistenzen können durch spontane Genmutationen auftreten.
  • Wird ständig entwurmt, überleben vor allem die gegen Medikamente nicht empfindlichen Würmer und verpaaren sich.
  • Die Folge sind viele Nachkommen, die gegen das Wurmmittel resistent sind. So entsteht ein resistenter Wurmstamm.
  • Werden nicht alle Tiere behandelt, können auch Würmer überleben, die noch keine Resistenzen entwickelt haben.
  • Wenn sich resistente mit nicht resisteneten Würmern verpaaren sind ihre Nachkommen nicht vollständig unempfindlich gegen die Medikamente.
  • Damit wird auch die Entstehung eines resistenten Wurmstammes stark verzögert.

6. Fazit:

Die ständige prophylaktische Anwendung von Anthelmintika sollte gründlich überdacht werden. Tiere mit Medikamenten zu belasten, die sie nicht wirklich benötigen, hat oft, auf lange Zeit gesehen, viele negative Folgen.

Die selektive Entwurmung ist ein neuer Weg, um die guten Eigenschaften der Endoparasiten für die Gesundheit von Tier und Mensch zu nutzen und gleichzeitig schwere Krankheitserscheinungen zu verhindern.

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