Kind & Hund: Missverständnisse sind eigentlich vorprogrammiert [02|23]

Konflikte, Verhalten, Hundesprache, Kinder, Calming Signals, Beschwichtigungssignale – Petdoctors [02|02|23]
(c) Photo: Michal Fošenbauer auf Pixabay
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Konflikte, Verhalten, Hundesprache, Kinder, Calming Signals, Beschwichtigungssignale – Update [02|02|23]

1. Hunde und (Klein)kinder lieben verschiedene Dinge:

Was Hunde als Bedrohung empfinden, tun Kinder mit großer Begeisterung und spielerischer Ausdauer:

  1. Umarmungen,
  2. auf einander zulaufen und nachlaufen,
  3. etwas hinhalten und gleich wieder wegziehen,
  4. etwas (weg)nehmen,
  5. sich auf jemanden in die Arme werfen, alles
  6. ist spannend, was der andere gerade hat, das muss man dann auch gleich selbst untersuchen

Das sind nur einige Beispiele. jedoch gleich sieben Anlässe, die für Konflikte zwischen den kleinen Zwei- und Vierbeinern sorgen. ...

Kleine Kinder knuddeln gerne, sie hängen am Hals ihrer Eltern, sie ziehen an den Haaren, sie zwicken, greifen nach allen Dingen, werfen mit allem, was sie packen können. Das müssen sie tun, das ist wichtig für ihre Entwicklung. ABER keine gute Basis für ein friedliches Zusammenleben mit einem Hund. 

2. Kleinkinder haben noch kein motorisches Feingefühl:

Alles ist für Kleinkinder spannend, alles macht Spaß und vor allem lernen sie nach dem Prinzip Trial & Error ständig Neues dazu. Ihr Forschungsdrang kennt keine Grenzen. Junge Eltern können ein Lied davon singen: Alles muss ausprobiert werden. Was Kindern in diesem Alter fehlt, ist auch das motorische Feingefühl. Wer schon einmal ins Gesicht gezwickt wurde oder eine kleine Patschhand in den Haaren hatte, weiß wovon hier die Rede ist. Das steht den kleinen Erdenbürgern zu, das müssen sie tun, um zu lernen, sie meinen es nicht böse.

Wir Menschen wissen das. Ganz anders sieht das aus der Perspektive der vierbeinigen Mitglieder der Familie aus.

3. Eigentlich ist es ein Wunder, dass nicht mehr passiert:

Dass sich unsere Hunde so viel von Kindern gefallen lassen, bevor es kracht, ehrt sie. Oft kracht es nie, aber das ist ein Glücksfall. Die meisten Hunde haben eine sehr hohe Toleranzschwelle, einige aber nicht. Weil sie mit dem stürmischen Verhalten von Kindern bisher keine Erfahrung gemacht haben und sie sich davor erschrecken oder sie hatten bereits schlechte Erlebnisse.

4. Hunde mit niedriger Toleranzschwelle:

Hunde mit einer niedrigen Toleranzschwelle zeigen in der Regel weniger Calming Signals (Beschwichtigungssignale). Werden sie bedrängt, verteidigen sie sich: 

  • Hunde, die im Welpen-Alter als Puppenersatz herhalten mussten, immer wieder hoch gehoben wurden, vergessen das ihr ganzes Leben nicht mehr. Sie fürchten sich vor Kindern und möchten nichts mit ihnen zu tun haben.
  • Hunde, die Schmerzen haben und daher empfindlich auf Berührungen reagieren.
  • Hunde, die aus einer schlechten Haltung kommen, vielleicht geschlagen oder gequält wurden.
  • Hunde, die von Natur aus unsicher und schreckhaft sind und eine niedrigere Reizschwelle haben.
  • Viele Hunde sichern auch ihre Ressourcen, meist ist es ihr Futter, das verteidigt wird. Es kann aber auch ein Spielzeug oder Fraulis geliebte Socken sein. Aber auch geliebte Menschen zählen dazu. Das liegt mal mehr, mal weniger in Ihrer Natur.

Beispiele dazu gibt es noch viele mehr. Diese Hunde zeigen weniger Calming Signals, bevor sie zu deutlicheren Maßnahmen greifen. Sie knurren, zeigen die Zähne, manchmal schnappen sie gleich. Meist haben solche Vorfälle auch eine Vorgeschichte.

5. Die Rasse "Familienhund" gibt es nicht:

Familienhunde werden als gutmütig, folgsam und brav beschrieben. Vielfach werden diese Kriterien auch bestimmten Rassen zugeschrieben. Das kann ABER muss nicht sein. Nicht jeder Labrador hat das Zeug zum geduldigen Familienhund. Vieles ist auch Charakter- und Erfahrungssache. Hier unterscheiden sich unsere Hunde wenig von uns Menschen. Jeder tickt anders und hat andere Erfahrungen gemacht. Das hat mit der Hunderasse nichts zu tun.

6. Wenn der brave Familienhund „plötzlich“ ausflippt

Auch der Geduldsfaden der sogenannten Familienhunde ist nicht endlos lang und das steht ihnen auch zu. Die gutmütigen Fellnasen lassen sich vieles gefallen. Sie tun es für uns, obwohl sie es nicht mögen.

Sie zeigen ihr Unwohlsein auch. Und zwar ganz deutlich. Man muss nur hinsehen, um zu verstehen. Irgendwann kommt der Moment, wo unseren Vierbeinern einfach alles zu viel wird:

  • Stress in der Familie,
  • alle sind hektisch,
  • viele Menschen im Haus,
  • eine laute Party,
  • schmerzende Gelenke,
  • zu wenig Schlaf,
  • einfach Tage, an denen vieles für unsere Vierbeiner schiefgelaufen ist.
  • Und dann lässt "man" sie nicht in Ruhe: zieht an den Haaren und Ohren, nimmt ihnen ihr Spielzeug weg, wirft sich ins Körbchen in dem man schläft,   will auf dem wehen Kreuz reiten ...
  • Auch Hunde sind mal echt schlecht drauf, wie wir Zweibeiner.
  • Sie zeigen das auch mit zahlreichen Calming Signals (Beschwichtigungs-signalen) 
  • ABER es hört ihnen keiner zu  ... auch wenn sie in ihrer Sprache schon zum Xten Mal gesagt haben, lass das, hör jetzt auf ...

Und dann kann es passieren, dass alltägliche Situationen aus dem Ruder laufen. Der liebe Familienhund zwickt das Kind. Und alle Erwachsenen sind in großer Aufregung. Das kann doch nicht sein, warum ist der Hund plötzlich so aggressiv? Dabei war er alles andere als agressiv, er hat gezeigt, was er fühlt, wie es ihm geht.

Im besten Fall ist nichts Ernstes passiert und dem Hund wird mit Verständnis begegnet. Alle erwachsenen Menschen und HundehalterInnen lernen daraus und passen in Zukunft mehr auf Hund & Kind auf. DENN:

7. Aus Sicht des Hundes hat er alles richtig gemacht:

Der Hund ist sich keiner "Schuld" bewusst. Er hat alles richtig gemacht. Er hat mehrfach und deutlich gezeigt, dass er das nicht mag, was das Kind macht

  1. er hat gegähnt,
  2. er hat den Kopf weggedreht,
  3. er hat mit der Zunge über seine Schnauze geschleckt
  4. er hat dem Kind den Rücken zugedreht
  5. er ist aufgestanden und weggegangen 
  6. er hat sich in eine Ecke zurückgezogen
  7. er hat sich auf seinen Platz gelegt
  8. er hat die Lefzen hochgezogen
  9. er hat geknurrt
  10. In seiner Hundesprache hat er zahlreiche Warnsignale gegeben, bevor er geschnappt hat.

Die oben Genannten Beschwichtigungs- und Warnsignale sind nur einige aus der Hundesprache mit denen Ihr Hund sagt: „Hör auf, lass mich in Ruhe, ich will das nicht“. Es liegt an uns, Erwachsenen, dafür zu sorgen, dass Hunde auch gehört werden, bevor etwas passiert.

8. Lesen Sie hier mehr über die Beschwichtigungssignale unserer Hunde:

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