Gefährliche Brandherde: chronische Entzündungen bei Katzen
Entzündung, Immunsystem, Risikofaktoren – news 02/12/20
- Chronische Entzündungen kommen immer häufiger vor
- Grundsätzlich ist eine Entzündung eine Schutzreaktion des Immunsystems
- Chronische Entzündungen versetzen das Immunsystem jedoch in ständige Alarmbereitschaft
- Im Körper entsteht Dauerstress
- Die Folge sind schwere Erkrankungen, da das Immunsystem geschwächt ist.
Chronischen Entzündungen sind ein viel zu oft unterschätztes Problem. Sie können gravierende Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit Ihrer Samtpfote haben. Es sind meist kleine Entzündungsherde, die zu Auslösern schwerer Gesundheitsprobleme werden können. Grundsätzlich ist eine Entzündung eine Reaktion des Körpers, die nach einer Schädigung der Zellen auftritt. Eine akute Entzündung ist eigentlich ein Schutzmechanismus, der eine Reparatur und Heilung des geschädigten Gewebes erst möglich macht. Der Mechanismus ist unabhängig von der Art der Verletzung oder Schädigung des Gewebes.
1. Auslöser für Entzündungen im Körper sind:
- Verletzungen
- Infektionen mit Bakterien oder Viren
- Allergien
- Schlechte Durchblutung
2. Was bei einer Entzündung im Körper passiert:
- Das Immunsystem sendet einen Notruf: „Gewebezellen sind beschädigt“ Die Mastzellen reagieren darauf und setzen Entzündungsmediatoren frei. Damit geben sie das Startsignal für eine Entzündung und damit zur Reparatur des geschädigten Gewebes.
- Die Entzündungsmediatoren geben den Befehl: „Notfall, freie Bahn für die Immunzellen“ Die Entzündungsmediatoren geben das Alarmsignal, dass die Immunzellen, die Feuerwehr des Körpers, für einen Notfall benötigt wird. Die Gefäßwände dehnen sich aus und werden für die Immunzellen und andere Blutzellen durchlässig. An der Unfallstelle treffen Rote und weiße Blutkörperchen, sowie das Blutplasma ein. Die Heilung der geschädigten Zellen kann beginnen.
- Die weißen Blutkörperchen übernehmen das Kommando: „Ursache suchen und beseitigen“ Der Rettungseinsatz erfolgt nach einem Notfallsplan. Die weißen Blutkörperchen suchen nach der Ursache der Entzündung. Danach mutieren die weißen Blutkörperchen und die Gewebezellen zu neuen „Rettungs“-Zellen. Diese sind in der Lage sind, den Schaden einzudämmen und mit den Aufräumungsarbeiten zu beginnen. Werden weitere Hilfstruppen gebraucht, werden sie über die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren angefordert.
- Befehlsausgabe an das Einsatzkommando: „Verletzte Blutgefäße versorgen, Krankheiterreger töten.“ Die verletzten Blutgefäße müssen abgedichtet werden. Über Gewebewunden wird ein Netz aus Fibrin gespannt. Dieses stabilisiert die Wunde. Damit wird eine weitere Ausdehnung verhindert. Weiße Blutkörperchen identifizieren Krankheitserreger und töten diese ab. Die Aufräumarbeiten übernehmen die Makrophagen. Sie beseitigen die toten Krankheitserreger.
- Auf den Einsatz folgt der Wiederaufbau: „Das Versorgungssystem wird wiederhergestellt“ Neue Blutgefäße werden gebildet, um die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und Sauerstoff sicherzustellen. In das Fibrinnetz lagern sich kollagene Fasern ein. Der Wundverschluss wird stabilisiert. Eine Narbe ist entstanden.
3. Symptome einer akuten Entzündung sind:
- Gerötete Haut
- Anzeichen für Schmerzen
- Sichtbare Schwellungen durch Einlagerung von Gewebewasser
- Punktuelle Wärmeentwicklung, die entzündeten Stelle ist wärmer als ihr Umfeld
- Fieber tritt auf.
- Im Blut verändern sich die Entzündungsparameter (Blutsenkung, CRP)
4. Wie eine akute Entzündung in eine chronische übergehen kann:
Wenn der Rettungseinsatz des Immunsystems erfolgreich verlaufen ist, dann wird eine akute Entzündung gestoppt. Die körpereigenen Truppen der Immunabwehr rücken ab. Bleibt aber die Ursache der Entzündung bestehen, wird der Vorgang chronisch. Das bedeutet er wiederholt sich immer wieder. Ein Teufelskreis beginnt: Alarm und die Hilfsmannschaften rücken aus. Das Immunsystem und der Körper geraten damit unter Dauerstress. Das schwächt das Immunsystem.
Chronische Entzündungen müssen unbedingt behandelt werden, um schwere gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Lassen Sie Ihr Tier bei einem Verdacht auf eine Entzündung immer von Ihrer Tierärztin, Ihrem Tierarzt untersuchen und behandeln.
5. Häufige auftretende Ursachen für chronische Entzündungen sind:
6. Chronischen Entzündungen sind Auslöser von:
- Arthrosen
- Chronische Ekzeme der Haut
- Diabetes mellitus
- Exokrine Pankreasinsuffizienz
- Fibrose der Lunge
- IBD inflamatory Bowel Disease
- Leberzirrhose
- Niereninsuffizienz (SUC Therapie und chronische Niereninsuffizienz)
- Pankreatitis
7. Faktoren, die das Risiko für eine chronische Entzündung erhöhen sind:
- Fortgeschrittenes Alter
- Übergewicht
- Minderwertiges, nicht artgerechtes Futter
- Dauerstress (Nicht artgerechte Lebensumstände)
- Genetisch Veranlagung für Allergien oder fehlerhafte Reaktionen des Immunsystems
8. Chronische Entzündungen führen zu oxidativem Stress und Zellschädigung:
Chronische Entzündungen führen zu einer starken Anhäufung von Oxidantien, die nicht mehr alle abgebaut und abtransportiert werden können.
Normalerweise schützen Oxidantien den Körper vor Zellen, die einen falschen genetischen Code enthalten. Wenn aber zu viele Oxidantien vorhanden sind, entsteht ein Ungleichgewicht. Sie können nicht mehr von ihren Gegenspielern, den Antioxidantien in Schach gehalten werden. Man spricht von Oxidativem Stress.
Gibt es zu viele Oxidantien beginnen diese die gesunden Zellen, gesundes Gewebe, zu zerstören. Daher tritt schon nach kurzer Zeit eine Schädigung der Zellen ein.
9. Können chronische Entzündungen auch Krebs verursachen?
Chronische Entzündungen tragen dazu bei, bereits bestehende Erkrankungen zu verschlechtern. Auch bei Tieren kann Sonnenbrand Hautkrebs auslösen. Beispielsweise bei weißen Katzen, deren Ohren in Folge der Sonnenbestrahlung auch häufig im Alter amputiert werden müssen.
Einige Viren, wie das Leukämie-Virus oder das Sarkom-Virus schädigen die Zellen durch chronische Entzündungen so stark, dass diese zu wuchern beginnen und Tumoren entstehen.
10. Wie Sie chronischen Entzündungen vorbeugen können:
- Füttern Sie hochwertiges, tiergerechtes Futter. Vermeiden Sie Futtermittel, die Zucker oder einen hohen Getreideanteil enthalten.
- Ausreichende Bewegung verhindert Übergewicht.
- Sorgen Sie für einen ungestörten Schlaf
- Vermeiden Sie Stress
- Lassen Sie Schmerzen immer behandeln. Schmerz verursacht im Körper Dauerstress. Das kann durch eine gute Schmerztherapie verhindert werden.
- Versorgen Sie Ihren Vierbeiner ausreichend mit Antioxidantien. Fütten Sie artgerechtes Futter.
- Bei chronischen Entzündungen können Sie Futterergänzungsmittel in das Futter Ihres Vierbeiners mischen. Aber bitte immer in Absprache mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt.
Helfen Sie den Rettungsmannschaften Ihrer Sammtpfote ihre Aufgabe gut erledigen zu können.
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